Arbeitsweise des Synodalrats

Jede Behörde muss von Zeit zu Zeit die eigene Arbeitsweise überdenken und gegebenenfalls anpassen. Bei der Optimierung der Arbeitweise des Synodalrats ging es zum einen um die Effizienzsteigerung, andererseits sollte auch den Bedürfnissen nach Transparenz, breiter Abstützung der Entscheide und Gleichberechtigung aller Behördenmitglieder Rechnung getragen werden. In der Berichtsperiode stechen folgende Änderungen hervor:

7 statt 9

Die Reduktion der Zahl der Synodalratsmitglieder von 9 auf 7 und die Abschaffung des zweiten Hauptamtes im Zuge der Reo ab April 2003 ist nach aussen hin wohl die auffallendste Veränderung. Da die Sitzungen heute an einem ovalen Holztisch stattfinden, stehen alle Synodalratsmitglieder untereinander im Blickkontakt.

Ovaler Tisch.

Mitbericht statt Vermischung der Diskussionsebenen

Die früher übliche Anwesenheit von Sachbearbeitenden an Synodalratssitzungen wurde mit der Reo 2003 drastisch reduziert. Die operativ tätigen Bereiche stellen die Anträge mit  Begründung dem Kirchenschreiber schriftlich zu. Dieser holt die nötigen Mitberichte ein, am häufigsten bei der Fachstelle Finanzen und beim Rechtsdienst. Die Diskussion im Rat findet dann auf der strategischen Ebene intern statt, nur ausnahmsweise werden Bereichsleitende zur Sitzung eingeladen. Dafür wird die operative Umsetzung der Beschlüsse grundsätzlich in die Verantwortung der Bereiche (und allenfalls der jeweils zuständigen Departemente) gelegt.

Geschäftsführung durch den Kirchenschreiber statt Bürositzungen

Mit der Reo wurden die "Bürositzungen" abgeschafft. Das Büro hatte vorher die Traktandenliste festgelegt und es konnte gewisse Geschäfte in eigener Verantwortung erledigen. Im Gegenzug wurde die Verantwortung des Kirchenschreibers und des Präsidiums erhöht. Da dem Kirchenschreiber explizit die Geschäftsführung übertragen ist, obliegt es ihm, die Geschäfte zwischen den operativen Bereichen und dem Synodalrat im Fluss zu halten und die Fristen zu überwachen. Die Traktandenliste stellt der Kirchenschreiber in Absprache mit dem Präsidium auf.

Bilinguisme statt Departement Romand

Abgeschafft wurde das Departement Romand. Heute ist nicht mehr ein einziges Synodalratsmitglied die zuständige Verbindungsperson zum Arrondissement Jura[1] und zur CER[2], sondern alle Departemente und Bereiche sollten im Rahmen ihrer sachlichen Zuständigkeit für beide Sprachgebiete Verantwortung tragen. Im Juni 2006 bekräftigte der Synodalrat den "Bilinguisme", indem er ein ganzes Massnahmenpaket in seine Planung aufnahm. In den darauf folgenden Jahren wurde an der Umsetzung gearbeitet, zum Beispiel wurde der Übersetzungsdienst in die Kirchenkanzlei integriert und in Sprachkursen für das Personal wird besonders auch die kirchliche Terminologie gepflegt. Die Synodalratsmitglieder treten zu Themen ihres Departements vermehrt auch im Welschland in Erscheinung.

Traktandenliste nach Geschäftskategorie statt nach Bereichen

Eingeführt wurde die klare Unterscheidung von Aussprache-, Beschluss- und Kenntnisnahmegeschäften. In den Aussprachegeschäften werden die groben Linien und Stossrichtungen festgelegt, welche bei der Vorbereitung der Beschlüsse zu beachten sind.  Während früher an Synodalratssitzungen die Geschäfte fix nach Bereichen gegliedert waren, bestimmt nun die inhaltliche Gewichtung deren Reihenfolge. In der Regel werden zuerst die Aussprachegeschäfte und erst nachher die Beschluss- und Kenntnisnahmegeschäfte traktandiert. Dies erleichtert eine straffere Zeitplanung und Sitzungsleitung.

Gesamtprojektausschüsse statt "Arbeitsgruppen"

Für grössere Projekte wird häufig ein Gesamtprojektausschuss gebildet, bestehend aus einem bis maximal drei Synodalratsmitgliedern und weiteren Personen, ohne Rücksicht auf die hierarchische Stellung. Diesem GPA obliegt die strategische Steuerung des jeweiligen Projekts. Nach Möglichkeit sollten Synodalratsmitglieder nicht in operativen Arbeitsgruppen mitmachen, sondern sich auf die strategische Ebene beschränken. Paradebeispiele für diese Arbeitsweise sind der Verkauf des Gwatt-Zentrums und die grosse Revision der Kirchenordnung mit den Teilprojekten "Amt, Beauftragung und Ordination", "Gemeindeleitung" und "Revision Kirchengesetz". Diesbezüglich besteht für die Zukunft noch ein gewisser Klärungsbedarf, namentlich was die Zusammensetzung, die Auftragserteilung, die Kompetenzen und das Controlling angeht.

Teilzeitamt statt Ehrenamt

Da jedes Synodalratsmitglied nebst der Arbeit in der Kollektivbehörde auch noch Aufgaben auf Departementsebene zu erfüllen hat und unsere Kirche in diversen schweizerischen und sprachregionalen Gremien vertritt, ist die Arbeitsbelastung hoch. Synode bewilligte deshalb 2010 eine Erhöhung der Entschädigung, welche nun einer 45% - Anstellung (bisher 30%) entspricht. Längst ist das Synodalratsamt kein Ehrenamt mehr. Der beste Lohn für den Einsatz zugunsten einer vielfältigen, breit aufgestellten und  bewegten Landeskirche sind die persönliche Befriedigung und die sich ergebenden interessanten Kontakte.

Anton Genna

 


[1] Im Arrondissement Jura ist das französischsprachige Kirchengebiet zusammengefasst, nämlich die Kirche des Kantons Jura, die Kirchgemienden im Berner Jura und die französische Kirchgemeinde Biel.

[2] Conférence des Eglises Protestantes Romandes (Konferenz der protestantischen Kirchen der Romandie).

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